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Pressemeldungen Archiv 2019

Gemeinsam gegen Krebs

Foto (UKM/Schirdewahn): Arbeiten zusammen im WTZ mit der Uniklinik Essen: Pathologe Prof. Wolfgang Hartmann (l.) Dr. Christoph Schülke (Radiologie) und die Direktorin des WTZ Netzwerkpartners Münster, Prof. Annalen Bleckmann. Patient Lothar Wehner bekommt so eine individualisierte Therapie.
Seit Oktober kooperieren die beiden Krebszentren der Unikliniken Essen und Münster unter dem Dach des Westdeutschen Tumorzentrums (WTZ). In der Praxis ermöglicht dies den direkten Expertenaustausch − zum Beispiel während der gemeinsamen Tumorkonferenzen. Lothar Wehner ist einer der ersten Patienten, die von dieser Zusammenarbeit deutlich profitieren konnten.
ukm/aw/lie

 

Dass der Krebs bei Lothar Wehner überhaupt entdeckt wurde, hat er eher dem Zufall zu verdanken. Im Sommer 2017 kam er mit starken Rückenschmerzen in die Notaufnahme eines Krankenhauses. Von dort schickte man ihn wieder nach Hause, denn er hatte keinerlei neurologische Ausfallerscheinungen, sodass ein möglicher Bandscheibenvorfall ausgeschlossen wurde. Erst in der zweiten Klinik erkannte man die Ursachen seiner Schmerzen: Ein Wirbel war gebrochen. Am UKM (Universitätsklinikum Münster) wurde Wehner in der Orthopädie operiert und der Wirbel versteift. „Allerdings war die Diagnose nach dem Aufwachen niederschmetternd“, so der 65-jährige Rentner. „Während der Operation wurde entdeckt, dass eine Metastase der Grund für den Bruch war.“

Prof. Wolfgang Hartmann vom Gerhard-Domagk-Institut für Pathologie am UKM konnte in aufwendigen Gewebeuntersuchungen ein spezielles Lungenkarzinom, einen sogenannten Nichtraucher-Krebs, als Ursprung der fortgeschrittenen Krebserkrankung ausmachen. „In detaillierten Genanalysen schauen wir, was genau das molekulare Triebwerk des Tumors ist“, beschreibt Hartmann seine Arbeit. „Wenn wir verstehen, wie der Tumor wächst, können die Onkologen ihn immer häufiger mit maßgeschneiderten Waffen schlagen.“ Während der Pathologe den Tumor also klassifiziert, untersucht der Radiologe durch bildgebende Diagnostik, ob der Tumor gestreut hat. „Bei Lothar Wehner waren die Metastasen nicht nur in den Hüft- und Oberschenkelknochen, sondern auch in Hirn und Leber nachweisbar“, so Dr. Christoph Schülke aus dem Institut für Klinische Radiologie.


„Wenn die molekularen Eigenschaften und die Ausbreitung eines Tumors genau benannt sind, können wir Krebsmediziner die Therapie passgenau planen“, erklärt die Direktorin des WTZ Netzwerkpartners Münster, Prof. Annalen Bleckmann. Im Fall von Lothar Wehner ergab die Diagnostik, dass er unter einer Tumorvariante leidet, die weniger als fünf Prozent der Patienten mit Lungenkarzinom betrifft. Die gewählte Therapie zeigte schnell Wirkung. Im vergangenen September gab es dann jedoch einen Rückfall: Bei einer Routine-Untersuchung erkannten die Radiologen das Wachstum einer Lebermetastase. Die Analysen neuer Gewebeproben zeigten, dass es zu einer sehr seltenen Genmutation gekommen war. Gemeinsam mit den Essener Kollegen wurden daraufhin während des neu entwickelten „Molekularen Tumorboards“ weitere Behandlungsoptionen besprochen. Nach einer erneuten Therapieanpassung hat sich Lothar Wehners Zustand inzwischen deutlich gebessert: „Ich fühle mich wieder gut“, ist er erleichtert, auch wenn er weiß, dass erst die Zukunft zeigen wird, ob noch weitere Behandlungen notwendig sind.


Insgesamt gibt es am UKM 19 Tumorkonferenzen in der Woche. Hinzu gekommen ist das neue „Molekulare Tumorboard“ mit Essen. „Dass durch die Zusammenarbeit im WTZ Spezialisten beider Unikliniken bei Bedarf gemeinsam diskutieren können, erweitert den therapeutischen Blick auf den einzelnen Tumor“, betont Prof. Bleckmann. „Die Krebsmedizin wird immer spezieller. Wir versuchen, die Tumortherapie zu personalisieren. Dementsprechend individuell ist dann auch die Behandlung.“

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