Raumforderungen im Bereich der Augenhöhle, auch Orbita genannt, sind zwar sehr selten, können jedoch in einer breiten Vielfalt auftreten. Aufgrund der hohen räumlichen Dichte wichtiger Strukturen erfordern Operationen in dieser Region hohe Expertise. Ein interdisziplinäres Setting für die Behandlung dieser Erkrankungen ist in der modernen Zeit der Medizin nicht mehr wegdenkbar.
Leitsymptome von Orbitaprozessen können ein hervorstehendes Auge (Exophtalmus), Sehkraftminderung, Störung in der Augenbewegung, sowie in der Bildwahrnehmung (Doppelbilder) sein. Eine Schwellung der Bindehaut (Chemosis) kann in manchen Fällen ebenfalls auftreten.
Der Zugang zu dieser Region kann zum einen minimal-invasiv entweder mit einem sogenannten supraorbitalen Zugang über einen Augenbrauen- oder Augenlidschnitt, oder über die Nase über einen transnasalen transsphenoidalen Zugang durchgeführt werden. Die unterschiedliche minimal-invasive Zugänge ermöglichen uns von unterschiedlichen Blickwinkel in die Orbita hineingelangen zu können. Somit können wir den schonendsten Zugang, je nach Erkrankung und Lokalisation wählen.
Klassische „transkranielle“ Zugänge, wie z.B. der modifizierte fronto-temporale Zugang i.S. einer orbito-frontotemporalen oder orbito-zygomatischen Kraniotomie mit einem Hautschnitt hinter der Haargrenze, werden je nach Befund ebenfalls durchgeführt.
Die Art und das Ausmaß des Zugangs werden individuell je nach Tumorgröße und genauer Lokalisation, sowie unter Berücksichtigung des Patientenwunsches gewählt. Die genaue Lokalisation in der Orbita und die Lagebeziehung zum Sehnerv ist für die operative Planung essentiell.
Ziel einer solchen Operation ist einerseits die Entfernung des Tumors unter Schonung wichtiger Strukturen, andererseits aber auch die Gewinnung von pathologischem Gewebe zur feingeweblichen Untersuchung. Gleichzeitig zielt die Operation auf den Erhalt oder die Verbesserung der Sehkraft, die Rückbildung von Symptomen wie ein Exophtalmus, eine Visusminderung, Schmerzen, Doppelbilder oder Augenbewegungsstörungen.
Zu den Tumoren dieser Region gehören gut- und bösartige Tumoren, sowie Gefäßmalformationen und Entzündungen. Gutartige Tumoren können z.B. aus der harten Hirnhaut (Dura) entstehen und werden Meningeom genannt. Aus der Optikusscheide, die den Sehnerv umhüllt, entstehen sog. Optikusscheidenmeningeome. Neurofibrome, Hämangiome, Hämangioperizytome und Dermoide sind weitere seltene Erkrankungen dieser Region. Melanome, Lymphome und Karzinome, gehören u.a. zu den bösartigen Tumoren dieser Region.