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Kompetenzzentrum
chronischer Pruritus
(KCP)

Informationen für Patient*innen

Wie entsteht Jucken?

Jucken ist eine eigenständige Sinnesempfindung der Haut. Die Nervenendigungen in der Haut reagieren auf viele verschiedene Botenstoffe aus der Haut und dem Blut mit der Entwicklung von Jucken. Die Juckempfindung wird über die Nerven des Rückenmarks zum Gehirn transportiert, wo unmittelbar das Verlangen zu Kratzen ausgelöst wird.

Dokumentation des Juckens: Welche Hilfsmittel stehen Patient*innen zur Verfügung?

Für uns als behandelnde Ärzt*innen ist es sehr aufschlussreich, wie sich Ihr Jucken genau äußert und wie oft und wie stark dieses Symptom auftritt. Deshalb bitten wir unsere Patient*innen, eine Zeit lang ein Symptomtagebuch zu führen. Eine schriftliche Vorlage finden Sie hier. Sie können auch die ItchyApp mit Ihrem Smartphone nutzen. Diese wurde in Zusammenarbeit mit internationalen Expert*innen entwickelt und ist sowohl kosten-  als auch werbefrei. Ihre Angaben werden nur auf Ihrem Smartphone gespeichert und werden nicht unerwünscht an Dritte übertragen.

Online-Patientenbroschüre

Informationen zur Behandlung und Betreuung von Patient*innen im Kompetenzzentrum Chronischer Pruritus finden Sie zusammengefasst in unserer Online-Patientenbroschüre. 

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Welche Ursachen kann Jucken haben?

Jucken kann viele verschiedene Ursachen haben. Akutes Jucken erfüllt hauptsächlich eine wichtige Warnfunktion. Es macht auf Fremdkörper auf der Körperoberfläche wie Insekten, Parasiten oder schädliche Pflanzenbestandteile (z.B. Brennnesseln) aufmerksam, die durch Kratzen zuverlässig entfernt werden. Dieses akute Jucken ist meist eine gesunde Reaktion des Körpers auf Schädlingsreize, hält nicht lange an und ist einfach zu behandeln.

Länger als 6 Wochen bestehendes Jucken (chronischer Pruritus) dagegen ist meist ein Symptom von Erkrankungen; es verliert im Verlauf oft diese Bedeutung und verselbstständigt sich. In den meisten Fällen ist es dann therapeutisch sehr schwer zu beeinflussen und bedeutet eine schwere körperliche und seelische Belastung für die Betroffenen. Viele Krankheiten können Jucken auslösen, daher wird dieser auch gelegentlich als ein "interdisziplinäres Symptom" bezeichnet, das bei der Ursachensuche und Therapie die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen erfordert (Hautärzt*innen, Internist*innen, Nervenärzt*innen, Radiolog*innen, Psychosomatiker*innen, eventuell Frauenärzt*innen und Kinderärzt*innen). Diese Zusammenarbeit dient im Kompetenzzentrum für Chronischen Pruritus als Grundlage der Versorgung unserer Patient*innen.

Welche Faktoren können Juckreizempfinden verstärken?

Viele Faktoren können das Jucken verstärken und die Juckempfindung damit verschlechtern. Beispiele für Faktoren, die das Jucken vorübergehend verschlechtern können, sind:

  • Trockene Haut (schuppige, fettarme Haut)
  • Überhitzte Räume
  • Raue Kleidung, zu warme Kleidung
  • Kontakt mit hautschädigenden Substanzen (z.B. entfettende Alkoholumschläge, Eispackungen)
  • Häufiges Waschen und Baden
  • Bestimmte durchblutungsstörende Genussmittel (Alkohol, scharfe Gewürze, heiße Getränke, u.a.)
  • Auslösung von Wunden durch Kratzen mit scharfen Gegenständen
  • Chronische Stressbelastung im privaten oder beruflichen Bereich

Durch Beachtung dieser Faktoren kann das Jucken oft etwas gelindert werden.

Welche Strategien können Patient*innen gegen Jucken anwenden?

Ständiges Jucken führt zu permanentem Kratzen; das ist Teil der Erkrankung und kann nicht durch reine Willensstärke auf Dauer unterdrückt werden. Der vielfach erteilte Rat "Bitte nicht kratzen" ist also nicht langfristig durchführbar. Im Gegenteil führt dieser Rat nur zu weiterem Stress und kann sogar das Jucken und damit Kratzen verstärken. Das (Auf-)Kratzen der Haut verursacht wiederum juckende, entzündliche Hautveränderungen, wodurch ein so genannter Juck-Kratz-Teufelskreis entstehen kann. Mögliche Verhaltensstrategien, um die Hautverletzungen, die vom Kratzen verursacht werden, zu reduzieren, sind:

  • Die Haut sollte bei Jucken prinzipiell zuerst mit kühlenden und juckreizlindernden Cremes, Lotionen oder Salben eingecremt werden, statt sie sofort zu kratzen. Dabei ist es wichtig, diese an den jeweiligen Hautzustand anzupassen. Zum Beispiel benötigt eine sehr trockene Haut eher fetthaltige Lotionen oder Fettcremes.
  • Seelische und körperliche Entspannung trägt meist zur Linderung des Symptoms bei. Neben Stressabbau bieten sich medizinische und verhaltenstherapeutische Maßnahmen, autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Akupunktur an.
  • Suchen Sie rechtzeitig ärztliche Hilfe in der Unterstützung das Jucken zu reduzieren. 

Welche Folgen kann dauerhaftes Juckempfinden haben?

Ein ständig vorhandenes Jucken schränkt die Alltags- und Freizeitgestaltung ein; nicht selten bedeutet das eine starke Verminderung der Lebensqualität. Diese Situation zerrt auf Dauer an den Nerven; viele Betroffene verzweifeln daran. Betroffene berichten von vermindertem Antrieb, Ungeduld, raschem Aufgeben, Einschränkung der Aktivitäten, Konzentrationsschwierigkeiten oder von Gefühlen der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Andere ziehen sich völlig zurück und scheuen sich, mit ihrer Hauterkrankung am sozialen Leben teilzunehmen. Häufig folgen Konflikte in der Familie ("Kratz doch nicht immer!") oder Spannungssituationen im sozialen und beruflichen Umfeld, was das Symptom weiter verschlechtert. Das Bewältigungsvermögen jedes*r Patienten*in ist anders; nicht alle Betroffenen kommen mit so einer Situation allein zurecht. Daher kann eine psychosomatische Beratung/Mitbehandlung sehr sinnvoll sein. Spezialist*innen für Psychosomatik klären mit Ihnen die Auswirkungen des Juckens auf die Psyche und umgekehrt. Es werden in einem Gespräch bislang übersehene Belastungsfaktoren, die das Symptom verschlechtern können, besprochen und Sie werden über eventuelle Lösungsmöglichkeiten beraten. Sie können sich während eines solchen Gesprächs Klarheit verschaffen über:

  • Welche Folgen hat das ständige Jucken für meinen Alltag?
  • Wo liegen meine aktuellen Belastungen?
  • Wo schöpfe ich Kraft, was tut mir gut?
  • Wie kann ich den sozialen Rückzug aufhalten?
  • Wie kann ich die Situation besser in den Griff bekommen?