Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie

Aorto-coronare-Bypassoperation (ACB)

Die ACB Operation dient der Behandlung der Koronaren Herzerkrankung. Bei dieser Erkrankung haben sich einengende Verkalkungen in den Herzkranzgefäßen gebildet. Dadurch wird der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Risikofaktoren der Koronaren Herzerkrankung sind Bluthochdruck, ein erhöhter Cholesterinspiegel, Übergewicht, und vor Allem das Rauchen. Es gibt auch Familien in denen die Koronare Herzerkrankung gehäuft auftritt. Typischerweise treten Beschwerden anfangs nur bei körperlicher Belastung auf. Schreitet die Erkrankung fort, leiden Patienten auch in Ruhe unter Beschwerden, oder erleiden einen Herzinfarkt. Es handelt sich in erster Linie um Engegefühl der Brust, Schmerzen im linken Arm, Oberbauch, rechter Schulter oder im Rücken und Luftnot. Diese Beschwerden können auch schon auf einen Herzinfarkt deuten.

In welchen Fällen muss operiert werden?

Die Diagnose wird durch verschiedene Untersuchungen gestellt. Dazu gehören: Elektrokardiogramm (EKG), Laboruntersuchungen (Bestimmung der sogenannten Herzenzyme), Herz-Ultraschall (Echokardiographie) und als wichtigste Untersuchung die Herzkatheteruntersuchung (Coronarangiographie). Hierbei wird ein iodhaltiges Kontrastmittel in die Herzkranzgefäße gegeben. So kann man am Röntgenbildschirm die Engstellen erkennen. In einem Teil der Fälle kann ohne offene Operation die Engstelle aufgedehnt und ein sogenannter Stent (Gefäßstütze) eingesetzt werden. Sind jedoch alle drei großen Kranzgefäße, der linke Hauptstamm oder das wichtigste Kranzgefäß auf der Vorderwand des Herzens von der Erkrankung betroffen, ist in der Regel eine Operation notwendig. Hierzu gibt es international anerkannte Leitlinien (1). 

Wie läuft die ACB Operation ab?

Bei der Operation wird zunächst der Brustkorb vorne in der Mitte geöffnet. In einem ersten Schritt wird das notwendige Material für den Bypass gewonnen. Dazu wird üblicherweise die linke Brustwandarterie herausgelöst. Gleichzeitig entnimmt ein zweiter Chirurg ein Stück Vene an der Innenseite des Beines oder eine Arterie am Unterarm des Patienten. An diesen Stellen verlaufen noch weitere Blutgefäße, es existieren natürliche Umgehungskreisläufe, die die Funktion der entnommenen Abschnitte übernehmen. Die Entscheidung welche Gefäße als Material für den Bypass verwendet werden, fällt der Chirurg anhand der Untersuchungsbefunde und Ihrer Krankengeschichte. Die Anzahl der notwendigen Bypass hängt von der Anzahl der befallenen Kranzgefäße, deren Größe und dem Schweregrad der Verkalkungen ab. Die letzte Entscheidung fällt am Operationstisch. Anschließend wird das Herz freigelegt. Das Standardverfahren ist nach wie vor die Operation am stillstehenden Herzen mit Hilfe der Herz-Lungenmaschine einfügen. Am stillstehenden Herzen kann der Chirurg nun an den Kranzgefäßen operieren. In speziellen Fällen kommt auch eine Operation am schlagenden Herzen einfügen in Frage.

Was ist ein Bypass?

Ein Bypass ist eine Umleitung für die Blutversorgung. Das eingeengte Kranzgefäß wird hinter der Engstelle geöffnet und dort das zuvor gewonnene Stück Vene oder Arterie angenäht. Das andere Ende dieser Vene/Arterie wird dann mit der Körperschlagader (Aorta) verbunden. Daher die Bezeichnung „Aortocoronarer Bypass“. Die linke Brustwandarterie entspringt einem großen Seitenast der Körperschlagader und verläuft in der Nähe des Herzens. Sie wird lediglich an ihrem hinteren Ende durchtrennt und an das Kranzgefäß genäht, das obere Ende entspringt ja bereits der Hauptschlagader. Ganz unabhängig davon welches Material für den Bypass verwendet wird, ist das Grundprinzip immer gleich: Es wird eine neue Verbindung zwischen Körperschlagader und dem Herzkranzgefäß hinter der Engstelle geschaffen. In Abbildung 2 sind die A. radialis (A) und die linke Brustwandarterie (B) nach Anlage der Verbindung mit den Kranzgefäßen zu sehen.
Sind alle Bypass angelegt worden, wird die Klemme auf der Körperschlagader wieder abgenommen, das Herz wird wieder durchblutet und beginnt häufig von allein wieder zu schlagen. Manchmal wird ein Elektroschock am Herzen abgegeben um wieder einen gleichmäßigen Herzrhythmus zu erzielen oder es werden über ein Schrittmacherkabel Impulse abgegeben. Nun wird schrittweise die Herz-Lungenmaschine ausgeschaltet. Mit speziellen Ultraschallsonden messen wir den Blutfluss durch die Bypassgefäße. Finden sich regelrechte Messwerte kann die Operation beendet werden.

Wie wird die Wunde wieder verschlossen?

Am Brustkorb wurde zu Beginn der Operation das Brustbein durchtrennt. Damit dieser Knochen wieder fest verwachsen kann, müssen seine beiden Hälften fest wieder miteinander verbunden werden. Es werden rostfreie Edelstahldrähte eingezogen, die den Knochen stabilisieren. Um eine gute Knochenheilung zu ermöglichen sollen sie insbesondere die Arme in den ersten 8-12 Wochen nach der Operation nicht stark belasten. Das bedeutet:
  1. Nicht schwer heben (nicht schwerer als 5 kg)
  2. Wenn sie die Arme belasten, dann am Besten gleichmäßig beide Arme
Durch unsere Physiotherapeuten bekommen Sie detaillierte Verhaltenshinweise und Anleitung. Die Gewebsschichten über dem Knochen werden mit Nähten wieder zusammengehalten. Welches Nahtmaterial für die Haut verwendet wird, hängt vom Hautzustand ab und wird vom Chirurgen entschieden.

Bin ich nach der Operation von der koronaren Herzerkrankung geheilt?

Da eine ganz neue Blutversorgung entstanden ist, sollten die Beschwerden wie Engegefühl der Brust und Luftnot verschwinden. Die Verkalkungen und somit die koronare Herzerkrankung bestehen jedoch fort. Um ein Fortschreiten der Erkrankung auch nach der Operation aufzuhalten, sollten Sie die in Ihrem Fall zugrundeliegenden Risikofaktoren minimieren. Das bedeutet: Das Rauchen aufgeben, Blutdruck und Cholesterinspiegel unter ärztlicher Aufsicht einstellen lassen, Übergewicht reduzieren, und auf eine strenge Einstellung des Blutzuckers achten. So schaffen Sie optimale Voraussetzungen um lange von der Operation zu profitieren.

Leitlinien zur Versorgung der Koronaren Herzerkrankung:

(1) Developed with the special contribution of the European Association for Percutaneous Cardiovascular Interventions (EAPCI), Authors/Task Force Members, Wijns W, Kolh P, Danchin N, Di Mario C, et al. (2010) Guidelines on myocardial revascularization: The Task Force on Myocardial Revascularization of the European Society of Cardiology (ESC) and the European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS). European Heart Journal 31 (20): 2501-2555
 
 
 
 

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