Operative Intensivtherapie

Das Ziel der Intensivmedizin ist es, eine effiziente Versorgung von Patienten zu gewährleisten, die aufgrund einer akut lebensbedrohlichen Erkrankung eine besondere medizinische Überwachung oder Pflege benötigen oder bei denen ein akut ausgefallenes Organsystem ersetzt werden muss.

Unsere Intensivstationen

Auf den Intensivstationen werden von uns jährlich über 4.000 Patienten aus sämtlichen operativen Fachbereichen des Universitätsklinikums versorgt.
Darunter sind auch die äusserst aufwendigen Transplantationspatienten (Leber, Herz, Lunge, Pankreas, Niere).
Häufig werden auch Patienten mit akutem Lungenversagen behandelt, die aus anderen Krankenhäusern auf unsere Intensivstationen verlegt werden.

Im Bereich der Intensivstationen erstreckt sich das Serviceangebot naturgemäß vermehrt auch auf die Angehörigen unserer Patienten.
Der Verzicht auf feste Besuchszeiten,
die Bereitstellung von Informationsbroschüren für Besucher und
die jederzeitige Gesprächsbereitschaft der Ärzte mit den Angehörigen
runden hier das Serviceangebot ab.

Intensivstationen und Bettenzahl

Bei Übernahme der Klinik durch Herrn Professor Van Aken im Jahre 1995 wurden von der Klinik 3 Intensivtherapiestationen mit insgesamt 20 Bettplätzen betrieben. Neben der Intensiv­therapiestation I (19 A Ost) waren dies die Intensivtherapiestation II (im Gebäude der Chirurgischen Klinik) und die Intensivtherapiestation III (jetzt als „Perioperative Anästhesiestation (PAS)“ bezeichnet). Ab 2005 wurde die damalige Intensivobservationsstation 19 B Ost als „Interdisziplinäre Operative Intensivstation (IOI) des Herzzentrums“ ebenfalls der Klinik zugeordnet, so dass sie auf nunmehr 4 Intensivtherapiestationen über 47 Planbetten verfügen.

Seit März 2013 wird auf der interdisziplinären operativen Intensivstation 15 B Ost ebenfalls im ärztlichen 3-Schicht-Betrieb gearbeitet. Diese Station mit 20 Betten ist nominell eigen­ständig und wird von einem Oberarzt der Klinik geleitet. Die Personalgestellung der Assistenten erfolgt gemeinsam mit den Kliniken für Neurochirurgie und Gefäßchirurgie.

Zertifizierungen

Zusätzlich zur KTQ-Zertifizierung des UKM haben die Intensivstationen der Klinik ein Zertifikat als „angehörigenfreundliche Intensivstation“. Darüber hinaus wurde die Intensivstation durch die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) im Rahmen des modularen Zertifikates „Intensivmedizin“ zertifiziert. (http://www.ak-intensivmedizin.de/files/Modulares_Zertifikat_Intensivmedizin_der_DGAI.pdf). Hierbei wurde ein Basiszertifikat auf der Stufe „Schwerpunktversorgung“ sowie die Zusatzmodule „Entwöhnung von der Beatmung“, „ECMO“, „Polytrauma“, „Kardiovaskulär“, „Neuro“, „IMC“ und „Forschung und Lehre“ erteilt.

Medical Outreach-Team

Seit Mai 2013 ist für die operativen Kliniken des UKM ein intensivmedizinischer Konsildienst (Medical Outreach-Team) verfügbar. Über die zentrale Rufnummer 44044 ist ein intensivmedizinisch erfahrener Facharzt für Anästhesie direkt erreichbar und kann in Zusammenarbeit mit dem chirurgischen Fachkollegen bereits auf der Regelpflege¬station Patienten mit akuten, aber nicht unmittelbar lebensbedrohlichen Organfunktionsstörungen behandeln. Das Ziel ist, die Therapie so zeitnah zu optimieren, dass eine Verlegung des Patienten auf eine Intensivstation nicht erforderlich wird. Gelingt dies nicht, so wird vom Konsildienst die Übernahme des Patienten auf eine Intensivstation organisiert.

Leistungsdaten

Pro Jahr werden auf den Intensivstationen der Klinik über 2.300 Patienten mit insgesamt über 14.000 Behandlungstagen versorgt. Dabei liegt die Krankenhausmortalität unter 9%. Selbst bei den kritisch Kranken mit mehr als 72 Stunden Intensivbehandlungsdauer liegt dieser Outcome-Marker unter 12%.

„Antibiotic Stewardship“

Die Behandlung schwerer Infektionen hat im Bereich der Intensivstationen einen besonderen Stellenwert. Viele kritisch kranke Patienten leiden an Infektionen, ein relevanter Anteil hiervon ist nosokomial erworben. Dies führt dazu, dass auf Intensivstationen typischerweise eine hohe Verordnungs¬dichte an Antiinfektiva zu finden ist.
Die Situation wird in den vergangenen Jahren dadurch erschwert, dass ein weltweiter Anstieg der Antibiotika-Resistenzen zu beobachten ist. Leider ist die Neuentwicklung von Antibiotika auf einem histori¬schen Tiefstand, so dass in absehbarer Zeit kaum neue Klassen antibakteriell wirksamer Substanzen zur Verfügung stehen werden. Zur Verlangsamung der Resistenzentwicklung und zum Schutz der verfügbaren Ressourcen ist daher ein optimaler Einsatz von Antiinfektiva dringend geboten.
Seit einigen Jahren finden auf den operativen Intensivstationen des UKM einmal wöchentlich interdisziplinäre Visiten zum Infektionsmanagement statt. Initial erfolgte dies in Kooperation mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts für Hygiene bzw. des Instituts für Medizinische Mikrobiologie. Seit 2011 wird die Visite durch eine Stationsapothekerin mit besonderem Interesse für Infektionsbehandlung ergänzt. In Kooperation mit den behandelnden Ärzten der Intensivstationen werden Antibiotika¬therapien besprochen und bei Bedarf angepasst. Diese interdisziplinären Fallbesprechungen sind elementarer Bestandteil von „Antibiotic Stewardship“ und leisten einen wichtigen Beitrag bei der Sicherstellung rationaler Antibiotikatherapien bei Intensivpatienten. Um diese Entwicklung weiter zu stärken, hat ein Oberarzt der Klinik eine berufsbegleitende Weiterbildung in „Antibiotic Stewardship“ abgeschlossen.
Die Aktivitäten des „Antibiotic-Stewardship“-Teams gehen aber auch über den Bereich der Intensiv¬station hinaus. So wurde beispielsweise ein Therapiestandard für häufige Infektionen im Bereich der Neuro¬chirurgie erstellt, der vor dem Hintergrund der lokalen Erreger- und Resistenzstatistik Empfehlungen für die kalkulierte Initialtherapie gibt. Ebenso wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizinische Mikrobiologie ein Standard zur perioperativen Antibiotikaprophylaxe erarbeitet, der für das gesamte Klinikum gültig ist. Im Gespräch mit einigen operativen Fachabteilungen ist es gelungen, die alltägliche Umsetzung dieses Standards voranzubringen, insbesondere mit Blick auf den Verzicht postoperativer Antibiotikagaben. Diese Maßnahme hat im Bereiche einzelner Kliniken zu einer messbaren Reduktion des Antibiotikaverbrauchs geführt.

Elektronisches Dokumentationssystem

Bereits im Jahre 2000 wurde auf den Intensivstationen der Klinik im Rahmen eines HBFG-Antrags ein elektronisches Dokumentationssystem eingeführt. Nachdem sich das System im täglichen Einsatz überaus gut bewährt hatte, wird es nunmehr gemäß den Vorgaben der DFG auf allen 11 Erwachsenen-Intensivstationen des UKM eingesetzt.
 
 
 
 
Univ.-Prof. Dr.med. A. Zarbock
Direktor der Klinik
Priv.-Doz. Dr. med. Antje Gottschalk
Leiterin der operativen Intensivtherapie
Priv.-Doz. Dr. med. Christian Ertmer
Stv. Leiter der operativen Intensivtherapie